Neues Leben für alte Geräte

Im Repair-Café des Industriesalons wird geholfen

Aufmerksam verfolgt Johanna Zindler, wie Paul Bender ihre alte Nähmaschine öffnet. Gemeinsam mit Ihrem Mann ist die Seniorin extra aus Schöneiche in den Industriesalon gekommen. Denn zum Wegwerfen ist ihr ihre zwanzig Jahre alte Nähmaschine eigentlich noch zu schade. „Ich freue mich, dass es solch eine Stelle gibt, bei der mir geholfen wird“, so die Seniorin.
10 bis 15 Gäste kommen jeweils zum Repair-Café, das an jedem ersten und zweiten Mittwoch im Monat ab 17 Uhr geöffnet hat. Hier finden die Besitzer defekter elektrischer Kleingeräte, wie Wasserkocher, Staubsauger, Kopfhörer oder CD-Player nicht nur fachkompetente Helfer. Hier liegen auch die notwendigen Werkzeuge und so manches Ersatzteil bereit. „Doch oft reicht schon eine kleine Reinigung mit Kontaktspray an der richtigen Stelle ein altes Radio wieder zum Klingen zu bringen“, weiß Frank Schelle, der Leiter des Repair-Cafés. Gemeinsam mit seinen bis zu sechs Mitstreitern, pensionierte Rundfunkmechaniker, Elektriker oder sogar Ingenieure, hat er so manchem Schätzchen wieder neues Leben eingehaucht.


Auffallend ist der relativ hohe Altersdurchschnitt bei den Besuchern. Offenbar gehören diese Menschen noch nicht zu der vielbeschriebenen Wegwerf-Generation, die ein defektes Gerät umgehend entsorgen, um sofort ein neues zu kaufen. Dabei lohnt der Besuch auf für junge Menschen. Da weiß auch Noah Walter, der seinen PC zu Reparatur mitgebracht hat. Der Lüfter ist nach einem Austausch lose. Geduldig hilft ihn Heinz das Bauteil wieder zu befestigen und anschließend noch mit Wärmeleitpaste zu versehen. „Sonst ist die Wärmeübertragung zwischen Bauteil und Kühler nicht gewährleistet“, weiß Heinz.
Gespannt verfolgt die kleine Kessi, wie Dirk Schwartze ihren rosafarbenen Kopfhörer repariert. Die Sechsjährige ist mit Ihrer Uroma ins Repair-Café gekommen, weil sie wieder Geschichten und Lieder gemeinsam mit ihrer sechsjährigen Zwillingsschwester hören möchte. Sorgsam lötet Dirk Schwartze die Zuleitungen wieder an und baut zum Schluss den Kopfhörer wieder zusammen. Dann noch einen kurzen Probeanschluss ans Handy. Aus dem Kopfhörer kommt Musik und Kessi ist glücklich über die gelungene Reparatur.


Etwas umfangreicher gestaltet sich die Instandsetzung des offensichtlich undichten Espresso-Vollautomaten von Renate Auer. „Das Gerät ist bereits zehn Jahre alt, aber ich hänge daran,“ so die Besucherin. Nachdem das Gerät vollständig zerlegt ist, steht fest, dass an den Schläuchen und anderen Bauteilen kein wirkliches Leck zu finden ist. Und der Wasseraustritt ist auch nur gering. Also braucht nichts abgedichtet zu werden. „Ich werde die Maschine einfach in eine flache Schale stellen, damit das Wasser nicht über den Tisch läuft und die Maschine so weiter benutzen“, resümiert Renate Auer. Bereits vor drei Jahren hatten sie den Dienst des Repair-Cafés genutzt. „Daher kenne ich diese Einrichtung schon und nutze sie gerne. Auch weil die Reparatur eines Gerätes nachhaltiger ist als die Anschaffung eines neuen“, so die Besucherin.
Inzwischen schnurrt auch die Nähmaschine von Johanna Zindler wieder. Somit gehört heute auch sie zu den Besuchern die glücklich mit einem reparierten Gerät den Industriesalon verlassen.
Nach zwei Stunden ist auch der letzte Besucher mit seinem Gerät „verarztet“ und Frank Schelle kann mit seinen Mitstreitern die Werkzeuge wieder einpacken. Doch bereits in einer Woche geht es wieder los, wenn am ersten und zweiten Mittwoch im Monat, das Repair-Café im Industriesalon Schöneweide seine Türen öffnet.

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